Die Rentnerclique: 11. Der Hausgeist

Der Hausgeist

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(von Joachim Größer)

 

Wir hatten uns also vorgenommen, nur noch seriöse Fälle zu bearbeiten. Wenn ich zurückdenke, komme ich ins Grübeln, ob dieser neue Fall wirklich ein seriöser war. Anfangs sah es eher nach einer albernen Spukgeschichte aus, aber dann … Urteilen Sie selbst:

Anlass für unseren neuen Fall war Tante Julchen. Wobei ich betonen muss, Tantchen war nur der Auftraggeber. Eigentlich war ihr Hausgespenst der Anlass. Ja, mein Tantchen hatte neuerdings ein eigenes Hausgespenst. Und irgendwie schien das zu dem alten Anwesen, in dem sie völlig alleine lebte, auch zu passen. Tante Julia war die sehr viel jüngere Schwester meiner nun schon lange verstorbenen Schwiegermutter. Obwohl sie nur wenige Jahre älter war, als meine Karla und ich, bestand Tante Julia darauf, als Tante angesprochen zu werden. Wir beide waren ihre einzigen Verwandten in dieser Stadt. Ihr Sohn und seine Frau lebten in der fernen Hauptstadt. D. h., die Frau lebte dort, der Sohn war im diplomatischen Dienst und war so etwas, was man einen Kurier nennt. Er schwirrte 300 Tage im Jahr über den gesamten Globus und konnte sich nicht um seine Mutter kümmern. Das wollte er aber und bat sie, zu ihm in die Hauptstadt zu ziehen. Dort hätte dann die Schwiegertochter sich um Tantchen kümmern können. Doch Tantchen hörte „Hauptstadt - Schwiegertochter“ und damit war der Umzug gestrichen. So bestand Cousin Bernhard wenigstens darauf, dass seine Mutter vom Land in die Stadt ziehen sollte. Er kratzte seine Ersparnisse zusammen, das Erbteil seiner Frau erhöhte die Summe und so begann er, eine Immobilie zu suchen - solide und billig. Was er fand, war eine seit Jahrzehnten leer stehende Villa aus der Kaiserzeit. Sie gefiel ihm ausnehmend gut. Und dem Tantchen, die immer nach Höherem gestrebt hatte, gefiel sie ebenfalls ausnehmend besonders gut und nach einem viertel Jahr und anstehenden Renovierungsarbeiten, zog Tante Julia in die Villa, die einst dem Herrn Baron von Schmitts gehört hatte. Diese Villa hatte eine Geschichte, sogar eine recht traurige. Aber die erzählte Cousin Bernhard seiner Mutter nicht – und meine Lydia und ich? Wir werden uns hüten, Tantchen ihre Villa zu vergraulen.

Der Anruf meiner Frau erreichte mich in Bobs Auto, als wir die Heimfahrt antraten. Irgendwie waren wir erleichtert, der Familie Wagner von unserer Rache an dieser blonden Verena erzählt zu haben.

Unsere Hochstimmung wurde durch den Anruf meiner Karla noch erhöht. Als ich nämlich die Insassen des Autos fragte, ob wir einen Umweg zu Tantchens Villa machen könnten, wollten die natürlich wissen, warum. Ich erzählte, dass Tantchen seit einigen Tagen den Verdacht habe, im Haus spuke es. Logischerweise ging jetzt das Frotzeln los: über Tantchen, ihrer Villa und dem neuen Villabewohner, dem Hausgeist Fridolin. So tauften wir das Gespenst.

Also bog Bob an der nächsten Kreuzung nicht links sondern rechts ab. Hinter uns fuhr der Oberlehrer mit dem Juristen und prompt fuhren die hinter uns her. Und natürlich klingelte das Handy und die Frage kam, warum die Heimfahrt unterbrochen wird.

 Jetzt standen sechs ältere und gereifte Männer vor der Villa. Mir wurde aufgetragen zu klingen, aber leise bitte – wir wollten ja nicht das Gespenst erschrecken.

Tantchen erschien auch sofort und hocherfreut rief sie aus: „Schön, dass du gleich gekommen bist, Fred! Und die jungen Herren sind doch bestimmt deine Freunde?!“

Die jungen Herren nickten grinsend – aber zustimmend. Und so bat uns Tantchen zum Tee in den Salon.

Sie haben richtig gelesen, liebe Leser. Tantchen servierte uns feinen Pfefferminztee mit Teegebäck im Salon. Tantchen strebte doch schon immer nach Höherem!

Nachdem wir den widerlichen Tee, der natürlich köstlich schmeckte, und das steinharte Teegebäck, das erst im Tee geweicht werden musste – wahrscheinlich heißt es deshalb Teegebäck - verzehrt hatten, erzählte uns Tante Julia von diesem Hausgeist.

„Stellen Sie sich vor, meine Herren“, sagte sie, „gestern Abend habe ich das Häkelzeug auf den dafür vorgesehenen Platz abgelegt. Und heute Morgen lag es unten auf dem Boden. Vorgestern fand ich mein Brotmesser nicht mehr am gleichen Platz. Und vorvorgestern waren die Vorhänge halb zurückgezogen, obwohl ich sie immer am Abend zuziehe.“

Meine Freunde schauten mich an. Sie wollten, dass ich dem Tantchen das Gespenst ausreden sollte. Also begann ich: „Tante Julia, vielleicht hast du nur vergessen, die Vorhänge vorzuziehen? Und das Häkelzeug lag auf der Kippe und rutschte dann auf den Boden? Und das Brotmesser …“

„Fred!“, entrüstete sich Tantchen. „Willst du etwa damit sagen, dass ich senil bin?!“

Natürlich wollte ich das nicht und versicherte Tantchen, dass solche Vergesslichkeit doch in jedem Alter vorkommen kann.

Tantchen Blick verriet mir, dass sie vorhatte, mit mir ernsthaft böse zu sein.

So lenkte ich schnell ein und fragte Tantchen, ob sie nicht noch etwas sehr, sehr Seltsames berichten könnte.

Tantchen überlegte kurz und dann erleuchtete ein Strahlen ihr Gesicht.

„Ja, Fred!“, rief sie richtig erfreut aus. „Eine Diele knarrte. Die müsste längst ausgewechselt werden, aber du weißt ja, das Obergeschoss wird doch nicht genutzt. Und Bernhard will das Obergeschoss erst später renovieren lassen.“

Ja, das wusste ich. Aber nicht, dass dort eine Diele knarren soll. Und sind Gespenster nicht gewichtslos? Wie können die dann Dielen knarren lassen?

Ich blickte meine Freunde an und die nickten einhellig zustimmend.

So sagte ich: „Tante, zeig uns bitte diese Diele. Jetzt wird es wirklich recht interessant!“

„Siehst du, Fred“, mahnte Tantchen, „jetzt habe ich dich auch überzeugt.“ Und Tantchen ging zum großen Flur und von hier zur alten Treppe, die zum Obergeschoss führte.

Die Treppe war noch recht gut erhalten, man sah ihr aber das Alter an und garantiert hätte ein Fachmann gemeint, dass hier restauriert werden müsste. Aber das hatte ja Cousin Bernhard vor – aber erst nach Tantchens Tod.

Tante Julia ging zur Treppe und stieg die ersten Stufen empor. Auf der vierten Stufe blieb sie stehen. „Das ist diese knarrende Stufe, Fred!“

„Aber Tante, die knarrt doch gar nicht?“

„Nein, ich bin zu leicht dafür. Komm du mal zu mir!“

Und so trat ich auf die vierte Stufe und die Holzdiele knarrte leise.

„Hat sich das so angehört, Tante?“, fragte ich.

„Nein, das war noch anders. Vielleicht könnten die jungen Herren so nacheinander …“

Die jungen Herren konnten so nacheinander …

Als der Jurist als Letzter die Diele knarren ließ, rief Tantchen erfreut aus: „Das ist es! Genau so hat es in der Nacht geknarrt! Ich habe mich ja so erschrocken!“

Also, unser Jurist war der Korpulenteste der „jungen“ Herren. Unser Gespenst musste also etwa 110 Kilo auf die Waage bringen. Ein ganz schön dickes Gespenst!

Wir hielten kurz „Kriegsrat“ und dann durfte ich verkünden: „Tante, wir möchten dir helfen und werden die nächsten Tage bei dir Nachtwache halten. Aber bitte sage niemandem davon, ja?!“

Tantchen nickte zwar, aber dann schellte es und ein großer kräftiger Mann mittleren Alters betrat den großen Flur. Sofort überkam Tantchen der Mitteilungsdrang: „Paulchen, stell dir vor, die Herren sind auch der Meinung, dass in diesem Haus ein Gespenst sein Unwesen treibt. Sie werden Nachtwache bei mir halten! Ach ist das aufregend schön!“

Paulchen maß mindestens 1,90 m und schaute etwas verstört, als er hörte, dass Nachtwachen eingerichtet werden sollten. Er sagte zwar, dass er das der Tante auch schon angeboten hatte, aber das hätte meine Tante immer mit der Bemerkung „Du musst morgen früh raus!“ abgelehnt hatte. Zum Verständnis muss ich anführen, dass Paulchen der Sohn ihrer allerbesten Freundin war.

Wir legten jetzt schnell noch fest, wer wann Nachtwache halten soll. Die erste wollte ich mit meiner Karla halten. Der Techniker bat mich noch leise, dass ich mir vom Tantchen die Baupläne geben lassen sollte. Ohne dass wir uns verständigt hatten, dachten wir alle dasselbe. Nur Tantchen dachte nicht so, kannte sie doch garantiert nicht die Geschichte der alten Villa. Und die Geschichte ist wirklich interessant, geht doch seit Jahrzehnten das Gerücht um, der alte Baron von Schmitts hätte in diesem Haus seine noch sehr junge und ausnehmend schöne Frau umgebracht. Er war schon weit über 70, als er um die Hand der jungen Schönen anhielt. Er soll sie mit Perlen und Edelsteinen überhäuft haben und er hat sich damit die Liebe der jungen Frau erkauft. Besser wäre wohl zu sagen, ihre Eltern haben sie an den alten Baron verkauft. Nun aber hatte die junge Frau einen Geliebten, dem sie sich sehr verbunden fühlte. Der Alte soll dahinter gekommen sein und dann …

Offiziell soll es damals geheißen haben, die junge Frau wäre mit ihrem Liebhaber durchgebrannt. Als die Geschichte passierte, waren wir im besten Jungenalter und die Villa war für uns immer geheimnisvoll. Und von diesen beiden Varianten glaubten wir garantiert die erste, war doch der alte Baron ein hochnäsiger stiesliger Herr, der seine Dienstboten eigenhändig geschlagen haben soll. Jedenfalls sind die alle vor ihm ausgerissen und so verbrachte der alte Baron von Schmitts sein letztes Lebensjahrzehnt völlig isoliert. Er starb so, wie er zuletzt gelebt hatte, einsam. Erst nach Wochen fand die Polizei die Leiche im Haus. Und seit dieser Zeit stand die Villa leer, bis Tantchen …, na Sie wissen schon.

Natürlich geschah in der ersten Nacht nichts, auch nicht in der zweiten, in der dritten und damit hatte sich mein Verdacht erhärtet: Paulchen war der Geist! Aber wieso? Er war für Tantchen wie der eigene Neffe, früher hat er auch immer Tante Julia zu meinem Tantchen gesagt. Und nun schleicht er sich heimlich des Nachts in Tantchens Haus?!

Ich beschloss, mit Paul unter vier Augen zu sprechen. Meine Vermutungen sagte ich auch den Skatbrüdern. Die nickten zustimmend, nur der Techniker bat um Aufschub.

„Wisst ihr, die Pläne der Villa sind zwar unvollständig, aber das, was ich sehen wollte, konnte ich herauslesen. Diese Nacht bin ich doch Nachtwächter. Meine Hilda weiß schon bescheid und wird Freds Tantchen ablenken. Ich aber bräuchte Hilfe. Wer könnte

heute …?“

Wir guckten uns an und jeder konnte – Rentner können doch immer!

„Prima, dann bringt mal alle Zollstock und Schreibzeug mit. Fred, du lässt dir was einfallen, warum wir das ganze Haus vermessen wollen.“

Und wir vermaßen! Der Techniker stand, wie ein Feldherr auf der Treppe, und hörte: „Kleines Zimmer oben, rechts, 3,50 m und 2,30!“

Dann kam von unten: „Kleines Zimmer unten, rechts, 3,50 m und 2,30 m!“

Dann schrie der Techniker: „Weiterrücken!“

Das Ganze dauerte keine dreiviertel Stunde und der Techniker rief uns zur Lagebesprechung.

„Freunde, wir brauchen nicht den Keller und wir brauchen auch nicht den Boden vermessen! Im Obergeschoss ist ein Zimmer zu klein!“

Und er breitete den Bauplan aus und zeigte uns den Raum, den er meinte. Sofort eilten wir alle nach oben und untersuchten den Raum im Obergeschoss. Das, was uns das spärliche elektrische Licht zeigte, war ein Raum, dem man ansah, dass er seit Jahrzehnten nicht benutzt wurde. Möbel aus dem Nachlass des Barons standen teilweise übereinandergestapelt, die Fensterläden waren garantiert auch nicht mehr geöffnet gewesen – alles roch nach alt!

Der Techniker begann sofort, die linke Wand abzuklopfen. Die Wand klang hohl.

„Hier ist es!“ Und er holte einen Hammer hervor und wollte schon auf die Wand eindreschen.

„Warte!“, rief der Jurist. „Es wäre gut, wenn wir Tantchen dabei hätten.“

Sofort wehrte ich ab: „Kein Tantchen! Nachher will sie nicht mehr in ihrer Villa wohnen?! Das müssen wir anders anpacken. Lasst mich morgen mit dem Paul reden, dann rufe ich euch an.“

„Warum willst du mit Paul reden, Fred?“ Tantchen war unbemerkt ins Zimmer getreten und ich hoffte nur, dass sie nicht das ganze Gespräch mitgehört hatte.

„Ach, ich wollte dem Paul nur sagen, dass er sich keine Sorgen mehr um dich machen soll.“ Ich hoffte nur, dass ich bei der Lüge nicht allzu rot angelaufen bin.

„So, habt ihr etwa das Gespenst erwischt?“

„Nein Tante, aber wir haben da eine Vermutung. Und wenn die sich bestätigt, sagen wir es dir sofort.“

Tantchen war zufrieden mit dieser Auskunft. „Dann lass ich mal die jungen Herren wieder alleine.“

Tantchen ging so leise, wie sie gekommen war, wieder nach unten.

„Uff, das war knapp!“, seufzte ich.

„Und ich möchte nur wissen, wo meine Hilda ist?“, murrte der Techniker.

Als wir in die Wohnstube zu Tantchen gingen, war das Licht verdunkelt und leises Schnarchen kündete von einer sehr müden Person.

„Pst!“, hörten wir Tante Julia flüstern. „Die junge Frau war sehr müde und da hab ich ihr empfohlen, doch die Augen zu schließen.“

Hilda schlief den Schlaf der Gerechten. Ärgerlich schüttelte sie der Techniker und handelte sich dafür einen Anschnauzer von Tantchen ein.

Auch wenn der Techniker mit seiner Hilda an diesem Abend kein Wort mehr wechselte, wir waren mit dem Ergebnis unserer Nachforschungen zufrieden.

Am nächsten Tag fuhr ich zu Paul aufs Land. Fast schien es mir, dass er mich schon erwartet hatte. Kaum dass ich sagte: „Warum schleichst du dich …“

„Lies das, und dann höre meine Erklärung.“ Er reichte mir einen Bogen Papier. Ich überflog die handgeschriebene Seite und fragte dann nur noch: „Wo hast du das her?“

Das Schreiben war das Bekenntnis, dass der Baron seine Frau umgebracht hatte. Diesen Mord hatte er des längeren umsichtig geplant, und als er diese Zeilen kurz vor seinem Tode aufgeschrieben hatte, bereute er seine schlimme Tat.

„Deine Tante bat mich eines Tages, im Obergeschoss einen gut erhaltenen Stuhl zu suchen. Sie erwartete zu ihrem Damen-Kränzchen einen Neuzugang und so fehlte ihr ein Stuhl. So suchte ich und fand sogar mehrere gut erhaltene Stühle des Barons, und ich fand auf dem Boden in einer verstaubten Ecke dieses Schreiben. Nachdem ich es gelesen hatte, wollte ich diese Kammer, von der der Baron geschrieben hatte, suchen – aber ohne deine Tante. Ich wusste doch nicht, wie sie das in ihrem Alter aufnehmen würde. Schließlich wohnt sie in einem Mörderhaus. Auch meiner Mutter verschwieg ich es. Überhaupt wollte ich alle alten Leute mit dieser Mörderstory verschonen. Und da ich doch in der Stadt arbeite und ich zweimal in der Woche bei deiner Tante nachfrage, ob sie Hilfe braucht, benutzte ich den Schlüssel und bin nachts herumgeschlichen, um die Kammer zu finden. Das ist mein Geheimnis.“

Ja, ich musste dem Paul recht geben, er hatte versucht, umsichtig zu handeln. Nur hätte er mich doch einweihen können - oder gehöre ich für ihn auch schon zu den Alten, die keine Aufregung mehr vertragen?!

Jetzt schmiedete ich mit Paul einen Plan: Pauls Mutter muss Tantchen einladen, meine Karla muss Taxi spielen und wir Männer öffnen am kommenden Sonnabend diese Kammer.

So verkündete ich es auch den Skatbrüdern am Abend. Man nickte meinen Plan ab – mit einer Einschränkung: Der Jurist bestand darauf, dass ein Vertreter des Gesetzes anwesend sein müsse. So riefen wir den Kommissar an, der zuerst unseren Steinzeit-Leichen-Fall untersucht hatte. Und als er hörte, dass er einen mehr als fünfzig Jahre alten Fall aufklären könnte, war er auch bereit, sein dienstfreies Wochenende zu opfern.

Kaum dass Tantchen zu Karla ins Auto gestiegen war, kamen alle Männer aus ihrer Warteposition und gemeinsam betraten wir die alte Villa. Paul durfte als Finder des Briefes den ersten Schlag tun und den letzten tat dann der Techniker.

Jeder von uns hatte eine Taschenlampe mitgebracht und so erstrahlte die mumifizierte Leiche im Schein von acht Taschenlampen.

Dies war ein Anblick, den man so schnell nicht vergisst. Alles war so unwirklich und war doch wahr. Im Sessel saß die Tote, festlich gekleidet, auf dem Kopf trug sie einen leichten Sommerhut und in den Händen hielt sie ein vergilbtes Foto. Sie schien den gesamten Schmuck, den ihr der Baron geschenkt hatte, am Körper zu tragen. So saß sie nun schon seit mehr als 50 Jahren.

Der Kommissar rief die Kriminaltechnik, die auch in kürzester Zeit eintraf. Alles wurde dokumentiert und dann fuhr auch schon der Leichenwagen vor.

Bevor sich die Leute von der Kriminaltechnik verabschiedeten, hörten wir noch den Kommissar fragen: „Verdurstet und verhungert?“

Die Chefin des kriminaltechnischen Dienstes nickte nur.

Wenige Tage später erfuhren wir, dass die Leiche zur Beerdigung freigegeben sei und dass dem jetzigen Hausbesitzer der Schmuck gehören würde.

So, nun hatten wir die Bescherung! Wie sagen wir Tantchen, dass sie ein Vermögen von einer unbekannten mumifizierten Leiche geerbt hatte?

Das nahm uns die Tageszeitung ab, die in großen Lettern von einem Mord berichtet, der vor mehr als 50 Jahren geschehen war.

Tantchen lud uns alle zum Essen ein, wusch uns alle den Kopf und meinte hinterher versöhnlich: „Ach ihr jungen Leute, was ihr euch nur für Sorgen um mich gemacht habt. Hat es mir nichts ausgemacht, schon einige Jahre mit einer Leiche in der Villa gewohnt zu haben, so verändert sich doch auch nichts, wenn ich es weiß. Tod ist Tod und ich werde doch auch bald das Zeitliche segnen!“

Wir protestierten jetzt zwar heftig, aber Recht hatte sie doch, mein Tantchen. Wir alle stehen dem Grab näher als uns lieb ist. Nur … wir verdrängen es noch!

 

12. Episode "Halloween" - HIER!