Die Rentnerclique: 10. Der perfekte Hochzeiter

Der perfekte Hochzeiter

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(von Joachim Größer)

 

Ja, unsere Frauen hatten eine Idee geboren und meinten nun: „Wir hatten diese gute Idee und ihr müsst sie umsetzen!“

Umsetzen! Setzen Sie mal eine geschwindelte Hochzeit um! Der normale Mann hatte schon seine Schwierigkeiten mit der eigenen Hochzeit. Wir mussten Kriegsrat, Pardon Hochzeitsrat halten. Die Idee unserer Frauen bestand nämlich darin, dieses blonde Gift, Verena Wagner mit Namen, zu verheiraten und sie dann um ihre erschwindelten Lebensversicherungen, die sie für ihre „ermordeten“ Ehemänner eingestrichen hatte, zu bringen. Prima Idee! Aber wie verheiratet man dieses „blonde Gift“?

Nach vielen Abenden, die immer ohne Ergebnis aber mit vielen leeren Bierflaschen endeten, hatte der Chemiker nun die simple Idee: „Menschenskinder, wir brauchen doch nur einen Mann auszugucken und setzen ihn auf die Verena an!“

Schön - und welcher der älteren Männer sollte ausgeguckt werden? Jetzt erlebten wir unsere Frauen, wie sie mit allen Mitteln versuchten, ihren eigenen Mann als Heiratsschwindler aus dem Angebot der Alten herauszuhalten. Stellten wir uns doch zum Schein in einer Reihe vor ihnen auf. Der Oberlehrer sprach für uns alle: „So, ihr lieben Frauen, nun sucht mal den Schönsten der Schönen heraus! Wer soll zum Schein die schöne Verena heiraten?“

Unsere Frauen machten große Augen. So hatten sie sich das wohl nicht vorgestellt!

Aber wir blieben mit feixendem Gesicht stehen, und wir verlangten: „Benennt, wen ihr ins Rennen um die blonde Verena schicken wollt!“

Hilda nahm zuerst den Techniker aus dem Angebot: „Franz, dich nimmt die Verena nicht. Du hast krumme Beine!“

Wir schauten zu unseren Beinen und behielten das Grinsen im Gesicht. Des Technikers Beine waren so gerade oder so krumm, wie alle Beine der älteren Männer sind.

Dann schied der Oberlehrer aus, bemängelte doch seine Antonia, dass er mit zunehmendem Alter seinen Charme verloren hätte.

Sofort schloss sich Maxi an: „Dein Bauch ist immer noch zu dick. Dich nimmt die Verena nicht!“ Das war das Aus für den Juristen.

Und danach ging auch der Chemiker verlustig, war doch sein gesundheitlicher Zustand nach dem überstandenen Herzinfarkt mehr als bedenklich.

Blieben nur noch die Brüder Kern übrig. Und an den Brüdern rächten sich alle Frauen, dass wir von ihnen diesen Test verlangten. Meinten doch meine liebe Frau und meine Schwägerin, dass die Brüder Kern einzeln zu Heiratsschwindlern nichts taugen würden. Nur im Doppelpack könnte man sie auf die Verena ansetzen, und da das ja nicht ginge, so fielen wir beide auch durch.

So wollten wir schon die „Konferenz“ vertagen, als der Jurist davon sprach, dass er glaube, einen Mann für solche Fälle zu kennen: charmant zu Frauen, verkommen in der Lebensführung, liebenswert im gesellschaftlichen Umgang! Mit einem Wort: perfekt! Perfekt für die Rolle des Heiratsschwindlers, die nach Meinung des Juristen, diesem René de Moné, der eigentlich Rene Demone hieß, auf den Leib geschrieben war. Zwar konnte dem Rene Demone kein Gericht jemals Heiratsschwindel nachweisen, aber alle Juristen, die mit dem selbst ernannten Nachfahren eines Hugenotten zu tun hatten, wussten, dieser Mann ist einer der charmantesten Heiratsschwindler, die das männliche Geschlecht je hervorgebracht hatte. Auch meinte der Jurist, dass dieser Mann es mit den Tricks der blonden Verena aufnehmen könnte.

Also – was sollten wir lange debattieren! „Hol den Mann hierher, Jurist!“, verlangten wir.

Und bekamen prompt zur Antwort: „Nennt mir seine Adresse und ich überzeuge ihn!“

Zehn Tage brauchten wir, ehe wir eine Spur hatten. Dann endlich rief uns der Oberlehrer an: „Kommt zum Flusshafen! Ich glaube, ich habe ihn gefunden!“

Keine viertel Stunde später saßen wir auf der Terrasse und tranken einen heißen Kaffee. Kühl war es an diesem Nachmittag und wir waren die einzigsten Gäste, die der Kellner draußen bedienen musste. Von ihm hatte auch der Oberlehrer letztendlich die Bestätigung erhalten, dass dieser Mann, er schien aus einem italienischen Film der 50-60er Jahre entsprungen zu sein, der Gesuchte sei. Nur nannte er sich jetzt nicht René de Moné, sondern schlicht und einfach René Baron von und zu Falkensäß.

Der Jurist zögerte zuerst, als er vom Kellner die Aussage erhielt: „Ja, das ist der Herr Baron!“ Dabei feixte der Kellner so unverschämt, dass schließlich der Jurist meinte: „Ich muss mit ihm sprechen. Erst dann bin ich mir sicher!“

Und sofort erhob sich ungefragt der Techniker und eilte zum Herrn Baron, der sich immer noch, scheinbar auf jemanden wartend, am Steg aufhielt.

„Herr Baron“, sagte der Techniker mit versucht ernsthaftem Gesicht, „ein alter guter Bekannter möchte Sie sprechen. Darf ich Sie zu unserem Tisch bitten?!“

Erstaunt schaute der Herr Baron zu dem Terrassenkaffee. In seinem Gesicht konnte man lesen, dass er Zweifel hatte, die nette Einladung anzunehmen. Doch er kam mit und als er die Männer, die an dem Tisch saßen, musterte, hellte sich sein Gesicht auf. Jetzt strebte er gezielt zum Juristen und dann ergoss sich ein Redeschwall über unseren Freund.

Ein Redeschwall? Man muss schon neidlos anerkennen, dass dies die hohe Redekunst war. Keine unserer Frauen hatte trotz eifriger und lebenslanger Übung diese Kunst, in wenigen Sekunden so viele Wörter aus dem Mund zu bringen, je erreicht.

Alleine das Wort „Anwalt“ kam in so vielen Variationen vor, dass selbst der Oberlehrer - und er führt, wenn er will, eine geschliffene Rede - vor Neid erblasste.

Der Herr Anwalt erfuhr alles das, was wir eigentlich erfahren wollten. Für uns am Interessantesten war die Tatsache, dass der Herr Rene Demone sich zum Baron von und zu Falkensäß erhoben hatte. Führte er doch eine 15 Jahre ältere Baroness zum Traualtar und dort ließ er den Herrn Pfarrer verkünden, dass die Braut und der Bräutigam es wollen, dass der alte ehrwürdige Name „von und zu Falkensäß“ durch diese Ehe weiterleben soll.

Der Name blieb erhalten, die Baroness nicht. Einen Monat nach der Hochzeit machte sie ihren Mann zum leidenden Witwer – und dass noch in den Flitterwochen.

„Die Flitterwochen waren wohl etwas zu stürmisch!“, verkündete der Herr Baron mit einem süffisanten Lächeln.

Alle Skatfreunde hatten wohl bei dem lang anhaltenden einseitig geführten Gespräch das Gefühl: Das ist der rechte Mann für die blonde Verena. Er ist das männliche Gegenstück der Witwe Verena Wagner.

Der Jurist schaute uns an, und als wir ihm lächelnd zustimmend zunickten, meinte der Jurist so nebenbei: „Ja, Herr Baron, da ist Ihnen wohl ein schönes Erbteil in den Schoß gefallen?!“

„Ei, Herr Anwalt! Geld – was ist das?! Es zählt doch nur die Liebe! Ja, ja, meine Rosalinde war lieb, aber arm wie eine Kirchenmaus. Ihr Reichtum war ihr Name und der ist doch wirklich betörend schön: Rosalinde Baroness von und zu Falkensäß. Dieser Name erschloss mein Herz.“ Und der Herr Baron strahlte uns dabei so nett und freundlich an, dass wir versucht waren, ihm zu glauben. Doch der Jurist führte uns wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.

„Dann hat Ihnen wohl auch Ihr neuer Name zu Reichtum und Einfluss verholfen, Herr Baron von und zu Falkensäß?“

„Na ja, Herr Anwalt, ich arbeite daran. Zurzeit habe ich wohl keine glückliche Hand.“

Was er mit „glücklicher Hand“ meinte, war uns klar. So nickten wir sehr energisch dem Juristen zu und der startete jetzt die Offensive: „Herr Baron, wir kennen eine Witwe, die ein Faible für ältere attraktive Männer hat. Sie ist sehr vermögend und meine Freunde und auch ich sind der Meinung, dass Sie, Herr Baron, ihr die Liebe geben könnten, nach der sie dürstet.“

Jetzt bekamen wir ein wirklich schlechtes Gewissen. So diesen liebenswürdigen Baron zu verscheißern – das wollten wir doch gar nicht. Aber der Jurist ließ nicht locker. Er hatte das Aufblitzen in den Augen des Witwers gesehen, als er von „vermögend“ gesprochen hatte. Für ihn bedeutete dies: Der Fisch hat angebissen! Armer Rene Demone! Armer Hugenotte René de Moné! Armer René Baron von und zu Falkensäß!

Wir verabredeten einen Treff am nächsten Vormittag in einem Café und verabschiedeten uns mit einigen Bücklingen, denn so geziemt es sich ja, von einem Baron Abschied zu nehmen. Nur der Jurist wollte doch noch unbedingt wissen, ob die Trauung auch auf dem Standesamt vollzogen wurde. Als der Baron dies verneinte - der Tod seiner geliebten Frau habe dies verhindert - grinste der Jurist übers ganze Gesicht. Und da wir ihn lange genug kannten, wussten wir, dass er jetzt einige juristischen Tricks, die natürlich alle gesetzlich sind, parat habe, um unseren Plan, die blonde Verena zu bestrafen, umzusetzen.

Aber zuerst stritten wir mit uns und unseren Frauen am Abend darüber, ob wir den Herrn Baron voll und ganz über diese männermordende Verena aufklären oder ob wir ihn völlig unbefangen in das Rennen um die Gunst der schönen jungen Verena schicken sollten. Da wir uns nicht einigen konnten, entschied der Jurist für uns. „Aus rechtlicher Sicht erscheint es mir angebracht, den Baron einzuweihen. Und wenn mich meine Menschenkenntnis nicht trügt, dann sieht er in diesem Fall eher eine Herausforderung, als dass er sich um sein Leben sorgt. Ich möchte euch sogar versichern, er sieht es als einen ‚sportlichen‘ Wettstreit! Also Freunde, ich werde ihm morgen reinen Wein einschenken. Nur dann kann der Herr Baron als seine Tugenden und Untugenden voll entfalten.“

Die Gegner seiner Meinung fügten sich, aber unsere Frauen fügten sich nicht, als wir beschlossen, in diesem Café den Herrn Baron allein zu treffen.

„Das könnt ihr doch nicht im Ernst meinen?!“, schimpfte Hilda. „Endlich sieht man mal ein schönes Mannsbild und ihr wollt uns das Vergnügen nehmen?!“

Heftiges Kopfnicken der anderen Fünf sowie vereinzelte „So ist es!“-Rufe ließen die Ablehnungsfront bröckeln.

„Na gut“, knurrte der Jurist, „aber keiner von euch spricht mit dem Demone! Ist das klar? Ein falsches Wort und unsere Rache kehrt sich ins Gegenteil um. Wir begeben uns auf eine sehr schmale rechtliche Gratwanderung. Es darf nie geschehen, dass der Baron uns entgleitet.“

Wir Männer verstanden, was der Jurist meinte und hofften sehr, dass unsere Frauen sich an die Vorgaben des Juristen halten würden.

Sie hielten sich dran! Als der Jurist den Herrn René Baron von und zu Falkensäß unseren Frauen vorstellte, da schmeichelte der Baron mit Charme und gehauchten Handküssen. Und so viele „Gnädige Frau, Sie sehen bezaubern aus!“ hatten unsere Frauen schon lange nicht mehr gehört - jedenfalls nicht von uns!

Der Jurist klärte den Baron auf. Und hier muss ich bemerken, dass er wirklich nichts ausließ. Als der Jurist endete, meinte der Baron feixend: „Herr Anwalt, wenn ich zusammenfassen darf: Sie halten mich als den geeignetsten Kandidaten diese Verena Wagner für ihre Morde zu bestrafen, indem ich ihr das ergaunerte Geld abknöpfe.“

„Wir, Herr Baron! Wir knöpfen ihr das ergaunerte Geld ab! Wir!“ Der Jurist legte Widerspruch ein.

„Na, na Herr Anwalt, ich und kein anderer. Sie und ihre Freunde dürfen mir dabei helfen. Das sind meine Bedingungen.“

Und als er den Zweifel in unseren Gesichtern sah, ergänzte er grinsend: „Schauen Sie, meine Damen und Herren, wer verfügt über einschlägige Erfahrungen in diesem Gewerbe? Sie oder ich?!“

Das war natürlich ein mächtiges Argument. Ein Argument, dem auch der Jurist nichts entgegensetzen konnte. Aber etwas musste er unbedingt noch klären.

„Sollte unser Plan aufgehen, Herr Baron, so werden wir das Geld einer gemeinnützigen Stiftung oder einem Verein überweisen. Sie sollen aber Ihre Unkosten erstattet bekommen. Von dieser Festlegung gehen wir nicht ab. Stimmt’s, meine Herren?“ Wir alle nickten bekräftigend und zustimmend.

„Und wie hoch sollten meine Unkosten veranschlagt werden? Fifty-fifty?“

„Herr Baron!“, entrüstete sich der Jurist. „Drei Prozent – daran dachten wir!“

„Zehn, Herr Anwalt! Zehn. Bedenken Sie, wie ich mich charakterlich verbiegen muss! Es ist kein leichter Auftrag, den ich da annehme, Herr Anwalt!“

„Herr Baron, fünf Prozent, nicht mehr und nicht weniger! Wenn Sie damit nicht einverstanden sind, dann verzichten wir auf unsere Rache. Adieu, Herr Baron!“

Der Jurist erhob sich und wir folgten ihm. Doch alles an diesem „Erheben“ war so unecht, dass der Demone schmunzelnd ausrief: „Sechs Prozent und ich tue alles, was die Herren wünschen!“

„Gut, einverstanden, sechs Prozent! Und Herr Baron, bitte keine Tricks, wir kennen uns doch!“

„Aber gewiss, Herr Anwalt. Ich stehe doch immer noch in Ihrer Schuld. Wie Sie mir damals aus dem Schlamassel geholfen haben?! Respekt, Herr Anwalt! Respekt!“

Nun hatten wir den wohl perfektesten Hochzeiter für die blonde Verena. Aber einen Hochzeiter mit leeren Taschen.

„Ach bitt schön, Herr Anwalt“, klagte der Baron, „die Geschäfte laufen doch im Moment noch schlecht. Ich muss mich doch standesgemäß kleiden und als Baron muss ich doch immer flüssig sein.“

„Wie viel?“, fragte der Anwalt mürrisch.

„Fünftausend, nur fünftausend.“ Der Herr Baron grinste unverschämt.

 „Tausend“, sagte der Jurist und schaute zu uns. Wir nickten zustimmend.

„Sehr knausrig, Herr Anwalt. Ich kann ja verstehen, dass die Herren bei dieser Wirtschaftslage ebenfalls knapp bei Kasse sind. Also gut, zweitausend.“

Schließlich gestanden wir dem armen Herrn Baron eintausendfünfhundert Euro zu, die er aber nicht sofort erhielt. Wir wollten nie die Kontrolle über diesen Mann verlieren und vielleicht konnte die regelmäßige Zahlung an den Hochzeiter uns dabei helfen.

Am Abend schlachteten wir das Spar-Schwein und mussten feststellen, dass wir in der Vergangenheit zu wenige „in die Ecke“ geschickt hatten. Also füllten wir die Kasse auf. Dann verlangte der Jurist von uns, dass wir ständig über die Aktivitäten des Herrn Barons informiert sein müssen. „Morgen“, so sagte er, „werden wir ihm die Verena Wagner zeigen und dann hängt alles vom Baron ab.“

Wir fieberten dem nächsten Tag entgegen. Wir wussten, wo diese Verena wohnt, auch hatten wir ihren Tagesablauf ausspioniert. Pünktlich verließ Verena Wagner das Haus zum morgendlichen Einkaufsbummel. Als der Jurist dem Herrn Baron die hübsche attraktive Blondine zeigte, hellte sich das Gesicht des Rene Demone auf.

„Ei, meine Herren, was für ein Leckerbissen. Fesch, wirklich fesch. Man könnte glauben, die Dame müsse doch lieb und nett sein. Sie irren sich doch nicht, Herr Anwalt?“

Der Herr Baron wartete gar nicht die Bestätigung ab, sondern startete seinen Eroberungsangriff. Ab jetzt waren wir wirklich nur Zuschauer, die ab und zu die beiden Turteltauben zu Gesicht bekamen. Für uns war es wirklich unbegreiflich, wie schnell der Baron die Verena scheinbar „eingewickelt“ hatte.

Da der Jurist uns immer und immer wieder einhämmerte, dass wir die beiden nie ganz aus den Augen verlieren sollten, beschatteten wir das Pärchen fast rund um die Uhr. Und dazu waren oft alle zwölf unserer Rentnerclique im Einsatz. Mussten wir doch verhindern, dass die Verena uns bemerkte.

Am vierten Tag kam die erste Forderung des Herrn Barons. Er bräuchte dringend ein vollgetanktes Automobil mit Chauffeur. Er hat wirklich ein „Automobil“ verlangt – kein Auto.

Das einzige Auto, das den Anforderungen des hochherrschaftlichen Herrn Barons von und zu Falkensäß entsprechen konnte, war mein Oldie. Und damit wurde ich zum Chauffeur – ohne Livre, aber mit typischer Mütze. Die kauften die Frauen gemeinsam und klapperten mindestens zehn Geschäfte ab. (Und was sie nicht noch alles so nebenbei einkauften?!)

Pünktlich fuhr der Herr Baron mit mir am Steuer vor das Haus der Verena vor. Ich hielt Türen auf, dienerte eifrig und krümmte mich vor lauter Liebenswürdigkeit. Souverän bestimmte der Herr Baron von und zu Falkensäß Ziel und Tempo unserer Fahrt. Ich wurde Ohrenzeuge, wie ein alternder Heiratsschwindler eine junge Frau betört. Und ich wurde das Gefühl nicht los, diese Verena genoss dieses.

Dann verlangte der Baron eine Jacht. Nur wir hatten keine. Nun kriegen Sie mal von heute auf morgen eine Jacht? Zum Glück hatte der Baron, wenigstens nach seiner Aussage, die Berechtigung zum Führen eines Bootes. So mieteten wir für sehr teures Geld eine Jacht für 12 Stunden. Der Vermieter ließ sich vom Baron aber diese Berechtigungsnachweise zeigen, ehe er ihm die Schlüssel für das Boot aushändigte. Wir staunten nicht schlecht, als der Vermieter dem Juristen erklärte, dass der Baron das Kapitänspatent für Kleine Fahrt besäße.

Am Gesicht des Juristen konnten wir ablesen: „Ob das Patent echt ist?“

So, wie der Baron mit dem großen Boot umging, steuerte er nicht zum ersten Male eine Jacht. Selbst der Jurist glaubte nun, dass der Baron das Kapitänspatent besaß.

Dann kam die dritte Forderung des Barons. Er bräuchte ein Vorzeigeobjekt, dass als Stammsitz derer von und zu Falkensäß gelten könnte. Er dachte an ein großes Herrenhaus, ein bescheidenes Schloss oder eine Burg.

Wir besaßen weder das eine noch das andere – wir besaßen nur unsere Rentenansprüche. Doch eine Burg könnten wir dem Baron „borgen“. Wir dachten an die einsame Burg, wo wir einst den verschollenen Schatz gefunden hatten. Ein langes Telefonat mit dem Leutl, dem Wirt, und ein zweites kurzes mit dem Baron und die Burg sollte dem Herrn Baron von und zu Falkensäß „gehören“.

Drei Tage später chauffierte ich die beiden zur Burg. Es war eine lange Fahrt, und damit auch nichts schief gehen sollte, fuhren der Jurist und der Techniker mit ihren Autos in einem gebührend großen Abstand hinterher. Der Baron hatte von uns alle Informationen zur Burg bekommen, die er gebrauchen könnte. Immerhin wollte er sie als den Stammsitz seiner altehrwürdigen Familie verkaufen. Auch die Episode mit dem Schatz ließen wir nicht aus. Und wieder bemerkte der Jurist dieses Blitzen in den Augen des Barons, als er von dem gefundenen Schatz sprach.

Und ich konnte mich jetzt nur wundern, wie gekonnt dieser Mensch die trotz alledem wenigen Fakten zur Geschichte der Burg zu einem sehr langen historischen Vortrag über den Stammsitz derer von und zu Falkensäß verarbeitete. Ja, ja, unser Baron hatte viele Qualitäten. Und überzeugend war er! Selbst ich, der die Burg mehrmals besucht hatte, hätte nicht besser die Wirtsleute, die der Baron zu den Pächtern gemacht hatte, beschreiben können. Und immer wieder erwähnte er den Raubritter, der um 1500 hier lebte und den Schatz, der in den Felsen gefunden wurde. Ich erfuhr, dass dies aber nur ein unbedeutender Schatz gewesen sei, denn in einem alten Schriftstück habe er erst vor Kurzem den wahren Standort des großen Schatzes gefunden. Aber um den zu heben, bräuchte er mehr Geld, das er aber leider zurzeit nicht hätte. Das Letzte war aber nun wirklich das einzige Richtige an der Erzählung.

Als ich zum Burg-Parkplatz steuern wollte, meinte der Herr Baron: „Johann, noch nicht zur Burg. Chauffieren Sie uns zum ‚Wirtshaus zum Burgenblick‘. Verena, dort werden dir die Augen übergehen. Ein wirklich romantischer Anblick.“

Ja, wer mit dem „Johann“ gemeint war, ist doch klar. Diesen Namen gab mir der Baron bereits bei der ersten Fahrt.

Als die Herrschaften ins Gasthaus verschwanden, traf ich mich mit dem Juristen und dem Techniker. Ich erzählte ihnen, wo der Baron abgeblieben sei und da wurde der Jurist sehr hellhörig. Der Techniker musste als Gast ins Restaurant gehen und sollte das Gespräch belauschen. Der Jurist witterte Probleme.

Und die hatten wir zwar nicht, aber dafür neue Erkenntnisse, wie kreativ der Baron seine Sache anging. Konnte doch der Techniker berichten, dass ein gewisser Notar Dr. Meier sich zu den beiden an den Tisch gesetzt hätte. Dieser Herr Doktor, so wurde er immer vom Baron tituliert, habe den Herrn Baron gedrängt, endlich die Schuld zu begleichen, denn sonst würde die Burg endgültig an die Pächterfamilie fallen. Nur eine Million müsse er auftreiben, hätte der Notar gemeint. Selbst wenn es weniger wäre, könnte man den Pächter hinhalten. Dann könnte der Baron auch ohne Zeugen nach dem Schatz suchen und der müsste nach der Liste, die der Karte ja beigefügt war, schon das Dreifache wert sein.

Nur wenige Minuten nach dem Techniker verließ dieser Notar das Lokal. Der Jurist musterte den vermeintlichen Notar Dr. Meier, doch dessen Gesicht war ihm unbekannt. „Wahrscheinlich auch ein Hochstapler, wie unser Baron“, meinte er.

Nach einer halben Stunde sprang der Chauffeur Johann aus dem Auto und hielt die Türen auf. „Zum Burgenparkplatz, Herr Baron?“

„Verena, magst den Aufstieg zur Burg heut machen? Es ist doch recht schwül?!“

„Muss nicht sein, lieber René.“

„Also Johann, nehmen Sie Kurs Heimathafen!“, befahl der Baron und ich fuhr zum „Heimathafen“. Auf dieser Rückfahrt fiel das entscheidende Wort: Heirat. Meinte doch die blonde Verena, als der Baron recht wortkarg seinen Geldsorgen nachhing, sie könne eine halbe Million „flüssig“ machen. Am Tag der Eheschließung würde sie dem Baron das Geld übergeben.

„Das würdest du?!“, jubelte der Herr Baron und wer ihn nicht kannte, hätte garantiert geglaubt, echte Freude herauszuhören. Ja, ja, unser Baron - er war wirklich ein großartiger Schauspieler.

Auch ich jubilierte mit dem Herrn Baron. Unsere Rache war greifbar und die Vergeltung für den armen Alfons nahe. Dieser Meinung waren auch alle anderen unseres Skatklubs, als ich ihnen am Abend von diesem Gespräch erzählte.

„Jetzt kommt das Schwierigste!“, meinte der Jurist. „Der Baron wird garantiert versuchen, mit dem gesamten Geld zu verschwinden.“

Dem wollten wir mit einer ständigen Überwachung begegnen. Aber erst einmal bat der Baron um ein Gespräch mit dem von ihm hochverehrten Herrn Anwalt. Feixend erklärte hinterher der Jurist: „Unser Baron hat doch wirklich Angst um seine Zukunft. Fragte er mich doch, ob es noch immer so sei, dass kirchliche Trauungen nach dem Gesetz ohne standesamtliche Trauung ungültig seien. Ich konnte ihn beruhigen, denn das Gesetz ist nicht verändert worden. Nur müsste er selbst einen Pfarrer finden, der ihn erneut trauen würde. Aber da ist er wohl sehr optimistisch. Ich schätze, es ist derselbe Kirchenmann, der ihn mit der Rosalinde getraut hat.“

Nun wollten wir wissen, wann und wo die Hochzeit sei. Grinsend erklärte der Jurist: „Der Baron braucht einen Trauzeugen. Stellt euch zur Verfügung und ihr wisst alles.“

Doch dazu hatte keiner von uns Lust. Und trotzdem kam der Baron noch einmal zu uns.

„Meine Herren“, sprach er mit erstickender Stimme, „bitte helfen Sie mir. Ich brauche einen Trauzeugen. Wer würde meine Trauung bezeugen wollen?“

Aber keiner wollte. „Nehmen Sie doch den Notar, den Dr. Meier!“, bemerkte der Techniker.

Doch da winkte der Herr Baron erschrocken ab: „Ich brauch doch einen seriösen Menschen für eine solch seriöse Angelegenheit. Ich kann doch keinen Hans Dampf dazu nehmen. Er hätte ja schon Probleme, sich auszuweisen.“

Als die Ablehnungsfront der Männer nicht wankte, schien der Herr Baron wirklich verzweifelt. Dann richtete er die ganze Aufmerksamkeit auf mich. „Sie Johann, Sie wären der Richtige. Da würde selbst die Verena keinen Argwohn schöpfen. Und außerdem müssten Sie uns doch so wieso chauffieren. Na, kann ich mit Ihnen rechnen?“

Ich blickte zum Juristen und zog ihn dann zur Seite. „Sag mal, kann ich Schwierigkeiten bekommen, wenn ich das mache?“

„Keine Sorge, Fred“, antwortete der Jurist, „das ist nur noch ein formaler Akt. Beim Standesamt gibt es schon lange keine Trauzeugen mehr. Nur die katholische Kirche verlangt dies noch. Du kannst beruhigt deinen Namen druntersetzen. Die Trauung wird eh nicht rechtlich anerkannt.“

Toll, da kann man also im 21. Jahrhundert heiraten und ist doch nicht verheiratet! Na, was soll’s! Wir Alten gingen eh alle auf das Fest der goldenen Hochzeit zu und die gibt es garantiert nur einmal im Leben.

Ich bereitete mich auf die Hochzeit des Barons vor. Die Frauen schienen mich zu beneiden und verlangten von mir authentische Berichte mit allen Einzelheiten. Und diese Einzelheiten bezogen sich vor allem auf die Mode der zukünftigen Frau Baronin. Der Jurist schärfte mir ein, den Baron keinen Augenblick aus den Augen zu verlieren. Und damit auch ja nichts schief gehen konnte, musste ich meinen Akku vom Handy neu laden und der Techniker gab mir noch ein zweites Handy mit. „Nur für alle Fälle“, meinte er. „Dein Handy gibt doch bald den Geist auf.“

Dann kam der große Augenblick. Ich muss zugeben, ich war aufgeregt. Mein Oldie war geschmückt wie ein Pfingstochse, an meinem guten Schwarzen steckte eine kleine Blume im Knopfloch und statt der Chauffeur-Mütze verpassten mir die Frauen eine „Melone“ – ich glaube so heißt dieser kleine steife Hut.

Die Trauung fand in einer kleinen Kapelle weit abseits des aktiven Lebens statt. Ich begutachtete den Pfarrer und fragte mich, ob der wohl echt sei. Doch diesen Gedanken schob ich schnell zur Seite, zu professionell zelebrierte der Mann dieses Hochzeitsritual.

Ich durfte meinen Namen unter das Hochzeitsdokument setzen, und da ich nach dem Trauzeugen der Braut unterschrieb, nahm ich mir die Zeit, dessen Namen zu entziffern. Ich gab das aber bald auf, das Kritzel-Kratzel konnte keine Unterschrift sein, so wie der angebliche Cousin der Verena garantiert kein Cousin war. Er behielt die ganze Zeit ein kleines Köfferchen bei sich und ich vermutete zu Recht, dass darin sich die ½ Million, das Brautgeld für den Herrn Baron von und zu Falkensäß, befand.

Auffallend war, dass der Herr Baron keine 15 Minuten vor der Trauung einen Anruf bekam, dass er sehr aufgeregt schien und mehrfach den unsichtbaren Gesprächspartner mit „mein lieber Doktor“ titulierte. Zu seiner Braut bemerkte er leise, aber so, dass ich es mitbekommen sollte: „ Der Herr Notar ist in arge Not. Die Frist läuft in zwei Stunden ab. Ich hoffe nur, ich schaffe es, meinen alten Familiensitz für dich mein Liebes zu erhalten. Mir kommen die Tränen, wenn ich nur daran denke …“

Und der Schauspieler Rene Demone quetschte doch wahrhaftig eine dicke Träne aus dem linken Auge.

Aber all das war nach der Hochzeit nicht wichtig – wichtig war nur noch das Geld. Der Cousin überreichte den Koffer der Frau Baronin von und zu Falkensäß, die öffnete ihn und reichte den Geldkoffer - im Tausch gegen die Heiratsurkunde - ihrem Gemahl. Der wiederum zählte hastig die Geldpäckchen und murmelte: „Das ist kein Misstrauen, meine liebe Verena. Ich darf doch jetzt keinen Fehler begehen, sonst ist unser Stammsitz futsch.“ Und hastig zählte er weiter.

Dann befahl der Herr Baron: „Johann, Sie helfen der Frau Baronin beim Packen! Ich fahr selbst zur Bank und überweise das Geld. Ich hab ja nur noch 30 Minuten Zeit!“ Und schon verschwand er mit dem Köfferchen zu meinem Oldie.

Ich erschrak fürchterlich. Mein über alles geliebte Auto war in den Händen eines Hochstaplers. Ich schloss die Augen, um nicht zu sehen, wie roh der Mensch mit solch einem Museumsstück umging. Aber ich hörte kein Kreischen des Getriebes, kein falsches Geräusch – der Baron fuhr meinen Oldie, als ob er nie etwas anderes gefahren hätte.

Nachdem der erste Schreck verflogen war, erfasste mich der zweite: Der Baron flieht mit dem Geld und mit meinem Auto!

Ich zückte mein Handy und informierte meine Freunde. Dann ließ ich Frau Baronin Frau Baronin sein und telefonierte nach einem Taxi. Das bestellte ich aber abseits der schmalen Straße und bemerkte nun zur Frau Baronin, dass ich mir die Füße vertreten wolle.

Doch die schien sich nicht für mich zu interessieren, begutachtete sie doch mit ihrem „Cousin“ die Hochzeitsurkunde. Und beide schienen mit dem Schriftstück ihren Frieden gefunden zu haben. Ja, so ist das, wenn man nach Höherem strebt. Man wird anfällig für andere Betrüger.

Ich kehrte zwar in einer geruhsamen Taxi-Fahrt in die Stadt zurück, meine Gedanken aber weilten bei dem Baron, dem Geld und meinem Oldie.

Und wie wir zum Baron und dem Geld kamen und ich mein Auto wieder in der Garage hatte - das wollen Sie wissen?

Also – mein Anruf löste den Alarm aus. Jetzt bildeten sich drei Parteien. Die erste meinte, der Baron flieht mit dem Geld ins Ausland und nimmt garantiert das nächste Flugzeug. Die zweite Gruppe glaubte, dass er die Eisenbahn bevorzugen würde. Und die dritte Partei, die nur aus dem Juristen bestand, ja - der meinte: „Glaubt mir, der Demone nimmt den Weg, an den keiner denkt: Wasserweg!“

Der Jurist blieb mit dieser Meinung zwar alleine, er bestand aber darauf, dass wenigstens noch ein Mann mit ihm zum Hafen fahren sollte.

Der Oberlehrer stieg zum Juristen ins Auto, während mein Bruder Bob, der Techniker und der Chemiker sich den Flughafen und die beiden Bahnhöfe teilten. Auch unsere Frauen wollten an der Jagd beteiligt sein und so füllten sie die Autos mit ihrer Anwesenheit.

Der Jurist hatte den richtigen Riecher. Kaum dass der Jurist das Auto abgestellt hatte, fuhr der Herr René Baron von und zu Falkensäß mit meinem Oldie vor. Er erschien in seinem dunklen Hochzeitsanzug. Doch wie staunten da der Jurist und der Oberlehrer, als der Herr Baron den Anzug wendete und nun ein fescher älterer Herr mit grau meliertem Haar, geschmückt mit einer Kapitänsuniform, in der Hand ein Köfferchen, den Weg zum Anlegesteg nahm.

Kaum erblickte er den Juristen, als ein breites Grinsen übers ganze Gesicht sich verbreitete. „Ich hab’ s ja gewusst, mein lieber Anwalt. Sie kann man nicht übers Ohr hauen. Hier – das Geld. Nehmens und spenden Sie es in meinem Namen.“

„Welchen wünscht der Herr zu gebrauchen?“, fragte der Jurist scheinheilig.

 „Natürlich meinen aristokratischen, mein lieber Anwalt. Schließlich ist doch auch die Frau Baronin an der Spende beteiligt.“

Das Fährschiff legte an und ein älterer Kapitän grüßte den Fährmann mit militärischem Gruß.

Dreißig Minuten später chauffierte der Jurist meinen Oldie vor die Garage, eine Stunde später saßen wir alle zusammen und wollten vom Juristen wissen, woher er wusste, dass der Baron zum Hafen fahren würde.

„Ich hatte zuerst geglaubt, der Demone hat dieses Kapitänspatent gefälscht. Aber wie sicher er die Jacht aus dem Hafen brachte, das machte mich stutzig. Also führte ich viele Telefonate und erfuhr so einen Teil der Lebensgeschichte des Rene Demone, der in Wirklichkeit Rene Demon heißt, ein hochintelligenter Mensch ist, die Offiziersschule mit Auszeichnung und vielen Preisen verließ und garantiert eine glänzende Marine-Laufbahn gehabt hätte. Wenn nicht, ja wenn nicht die Liebe zu dem schönen Geschlecht sein Verhängnis gewesen wäre. Er zog in seiner feschen Uniform die Frauen an und die umschwärmten ihn, wie die Motten das Licht. Und alles andere im weiteren Leben dieses Rene Demon ergab sich aus dieser Schwäche. Armer Rene Demon, armer Rene Demone, armer Hugenotte René de Moné, armer René Baron von und zu Falkensäß!

So liebe Leser, jetzt müsste eigentlich meine Geschichte zu Ende sein. Leider fehlte noch etwas ganz Wichtiges: Wir mussten das Geld noch spenden! Darüber hatten wir uns nie Gedanken gemacht, vertrauten wir doch auf unseren Juristen. Doch dem war jetzt gar nicht wohl bei dem Gedanken, etwas fast Illegales in Legales umzuwandeln. Schließlich meinte er: „Wir übergeben es unserem Oberstaatsanwalt mit einer kleinen Geschichte. Da wir nie das Gesetz verletzt haben, kann uns keiner einen Vorwurf machen.“

Allerdings sah er, als er diese Bemerkung machte, nicht gerade froh oder gar fröhlich aus.

Der Oberstaatsanwalt war der Sohn des alten Studienfreundes unseres Juristen. Wir kannten ihn und hatten ihm selbst schon mehrfach mit unseren Ermittlungen geholfen. So vergewisserten wir uns, dass wir den Herrn Oberstaatsanwalt und seinen Vater am nächsten Wochenende zu einem kleinen Fest einladen konnten. Und dann begann die schwere Stunde für unseren Juristen. Seine Ausführungen begann er mit: „Es war einmal …“ und endete mit der Übergabe von 450.000 €.

Die Spende der Familie von und zu Falkensäß wurde mit Erstaunen angenommen und sollte nach deren Willen einem bedürftigen Kinderheim zugutekommen.

Wir waren froh, kein fremdes Geld mehr zu besitzen und feierten erst richtig unseren Erfolg beim nächsten Skatabend.

Jetzt konnten wir auch herzlich über unseren Baron lachen. Wir konnten über uns lachen, hatte es doch der Baron geschafft, sich die 10 Prozent einzuverleiben, die wir ihm gar nicht zugestanden hatten. Wir stellten fest, dass der Coup uns einige Tausender gekostet hatte, und wir gestanden uns ein, nie wieder etwas fast Illegales zu unternehmen.

Aber etwas fehlte noch: Alle Männer gingen zum Grab des Alfons. Wir wollten ihm damit sagen, dass wir ihn gerächt und dass wir der blonden Verena die Lebensversicherung wieder abgenommen hätten.

Und wir konnten es wirklich jemandem sagen, auch einem Wagner, natürlich nicht dem Alfons - aber seinem ältesten Sohn. Bob erkannte in dem Mann, der Blumen auf das Grab legte, den Ältesten des Alfons. Ein Wort gab das andere und dann bat uns der Herr Wagner, seine Gäste zu sein. Und die ganze Familie hörte die Geschichte der Rache und das Lachen siegte an diesem Tag über die Trauer.

So brachten wir diesen Coup zu einem glücklichen Ende, versprachen uns aber, nur noch seriösen Fällen nachzugehen. Und da brauchten wir nicht lange warten, sprach uns doch …

 

11. Episode "Der Hausgeist" - HIER!