Das unterirdische Reich - 5. Buch "Der Geheimbund Menjok"

"Das unterirdische Reich"

           von Joachim Größer

 

                            Hier das 5. Buch

  

                      "Der Geheimbund Menjok"

 

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Der Geheimbund Menjok, Kap. 1-25.pdf
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Leseprobe: 5. Buch - 1. Kapitel 

 

Hallo, ihr Leseratten! Stellt euch vor, neulich erschienen fünf - oder waren es auch sechs Kinder aus dem Idenwald bei mir und erklärten, all meine Geschichten, die ich über Zwerge, Trolle, Jokanen, Majokaner und Ifosianer aufgeschrieben hätte, stimmen! Sie wären wahr!!! Ich bin bald vom Stuhl gerutscht, so hatte ich mich über diese Aussage erschrocken. Diese Geschichten, die meiner Fantasie entsprungen sind, sollen wahr sein? Die Zwerge und ihre Verwandten, die Trolle in Skandinavien, gab es wirklich? Sie sollen Außerirdische vom Planeten Majok gewesen sein? Sie sollen auf der Erde vor mehr als 2.300 Jahren notgelandet sein? Und um zu überleben, haben sie die Menschengestalt angenommen! Die Umwandlung war aber nicht vollständig gelungen und so lebten sie als Zwerge und Trolle tief unter der Erde.

Könnt ihr nachvollziehen, wie mir zumute war? Ich, der Schreiberling dieser vier fantastischen Bücher über das Leben der Zwerge, ich habe Tatsachen aufgeschrieben! Tatsachen!!!

Der Wortführer der Kinder stellte sich als Gregor Klein vor. Er wäre von den Mitgliedern des Geheinbundes „Menjok” zum Nano gewählt worden. Und in dieser Eigenschaft bat er mich, die Geschichte ihres Geheimbundes aufzuschreiben - die Geschichte von der Entdeckung der Zwergenhöhlen im Idenwald!

Also - so lest die Abenteuer der Kinder aus dem Idenwald!

 

1.Kapitel

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„Gregor, Grit, beeilt euch!”, rief Monika Klein, Mutter der 13-jährigen Zwillinge. „Euer Vater hat das Auto schon vor dem Haus geparkt.”

„Ich bin gleich fertig!”, rief Grit. „Gregor bummelt mal wieder.”

„Alte Petze!”, hörte Monika Klein ihren Sohn rufen. Ihr Mann, Anton Klein, betrat den Flur. „Und, können wir?”, fragte er seine Frau. Doch die schüttelte nur lächelnd den Kopf. „Gregor?”, fragte Anton, und ehe Monika antworten konnte, stürmte er die Treppe hinauf. Im Kinderzimmer saß Gregor inmitten eines Stapels Bücher, und als er seinen Vater erblickte, fragte er: „Kannst du mir helfen? Arne wartet doch auf die versprochenen Bücher, aber welche wollte er haben? Soll ich etwa alle einpacken? Weißt du noch genau, welche Sagenbücher er sich ausleihen wollte?”

„Es ging doch diesmal um Sagen aus dem Spechtswald! Also, pack die `Süddeutschen Sagen´ ein! Und beeil dich!”

„Zwei Minuten und ich sitze im Auto! Danke Papa!”

Gregor griff in den Stapel Bücher und zog zielsicher zwei aus dem Stapel hervor. Und dann saß er sogar noch vor seiner Schwester im Auto und empfing diese mit: „Kannst dich auch ein bisschen mehr beeilen. Schließe warten Onkel Martin und Tante Nida schon auf uns.” Als Antwort bekam er aber nur eine herausgestreckte Zunge.

Die Fahrt in den Idenwald, nach Hause - wie Anton immer sagte, war geruhsam, kaum Verkehr, ein strahlender Sonnentag. Alle Insassen des Pkws hingen ihren Gedanken nach. Anton freute sich auf den Besuch bei seinen Großeltern. Der „runde” Geburtstag seiner Großmutter Karla war der eigentliche Anlass dieser Reise. Aber zuvor wollte er noch nach Jokanenheim, seinen Bruder Martin und seine Familie besuchen. Monika freute sich auf drei ruhige Tage ohne Hektik. Grit hatte sich mit Skia verabredet. Diese sollte ihr unbedingt ihren neuen Freund vorstellen und dann wollte sie noch so viel erfragen und das waren alles Dinge, die nur eine ältere gute Freundin beantworten konnte. Gregor freute sich, seinen Cousin Arne und alle andere Jungens in seinem Alter aus Jokanenheim wiederzusehen. Er musste nur noch seine Mutter davon überzeugen, dass die Felsmassive und die großen Wälder des Idenwaldes doch der allerbeste Spielplatz für einen 13-jähren wären. Aber da baute er auf die Hilfe seines Vaters und ganz besonders auf die seines Uropas.

Der Parkplatz auf der Anhöhe war erreicht. Immer hielt Anton hier an, schaute hinunter auf das kleine Städtchen Jokanenheim. Und heute war es wie immer. Alle stiegen aus und Anton zeigte seinen Familienmitgliedern die einzelnen Häuser und hatte zu jeder Familie, die in diesem Haus wohnte, eine passende Geschichte parat. Heute erzählte er vom alten Apotheker Gami von Justus, der für jede Krankheit ein heilendes Kräutlein anbot. Von nah und fern kamen Besucher zu ihm, um sich helfen zu lassen. Gering war der Preis, den er für seine Kräuter verlangte, bat aber jeden, er möge ihm berichten, ob und wie das Kräutlein geholfen hätte. Das schrieb er dann in ein sehr dickes Buch und schlurfte wieder in seinen Kräutergarten.  Seine Redensarten wie „Die Erde ist so reich an diesen Gaben, dass man jedes Pflänzchen schützen muss.” oder „Für jede Krankheit ist ein Kräutlein gewachsen.” kannte man nicht nur in Jokanenheim. Überhaupt waren die Bewohner dieses beschaulichen Städtchens bei den Menschen in der Umgebung sehr beliebt.

„Ein bissel verrückt, aber liebenswert!”, so sagte man von den Jokanenheimern. Und das mit dem „Ein bissel verrückt!” - das stimmte schon. Hatten sie doch einen 100 Meter hohen Turm, den sie Zwergenturm nannten. Alle Häuser, alle Felder, Wiesen, Gärten und Geschäfte gehörten allen Jokanenheimern. Was ein Jokanenheimer verdiente, das brachte er zum Bürgermeisteramt. Dort gab es die Jokanenheim-Kasse. Das Geld wurde eingezahlt und wer Neues kaufen musste, der bekam aus dieser Kasse Geld ausgezahlt.

Auch hatten die Jokanenheimer verrückte Spitznamen. Ihren Bürgermeister nannten sie Nano. Die Mitglieder des Stadtrates waren die Oberen. Alle vier Ärzte hatten eine gemeinsame Praxis. So wurde oftmals ein Patient gleich von mehreren Ärzten untersucht. Den Oberarzt nannten sie den Ersten Arzt. Und diese Ärzte waren genauso bekannt, man konnte sogar sagen berühmt, wie der Apotheker. Viel hielten sie nicht von Skalpell und Pillen. Dafür versuchten sie, die Selbstheilungskräfte im Menschen zu wecken.

Und dann gab es dort noch die vielen Erfinder. In einer großen Werkstatt arbeiteten gleichzeitig drei der berühmtesten Tüftler: Olin, Teel und Marg. Sie waren Freunde. Während Olin sich besonders dem Erschaffen von Zaubereiutensilien und der Fabrikation neuer oder der Verbesserung vorhandener Maschinen verschrieben hatte, tüftelten Teel und Marg an Geräten, die alle irgendwie etwas mit der Kommunikation zu tun hatten.

Und dann noch dieser Steineladen des Egolo. Dort konnte man fast geschenkt die allerschönsten Steine aus dem Idenwald kaufen. So mancher Fachmann kommt zu Egolo und befragt ihn nach geologischen Sachverhalten.

Das Verrückteste aber in diesem Jokanenheim ist die Schule. Es gibt dort zwar festangestellte Lehrer, die den Kindern Lesen, Schreiben und Rechnen beibringen, aber den größten Anteil am Unterricht leisten alle Jokanenheimer. So arbeiten Olin, Teel und Marg mit Mädchen und Jungen. Diese erfinden Spielzeug: Geheimtinte, sprechende Roboter, fliegende Autos und lauter solch verrückte Sachen. Die schönsten und interessantesten Spiele werden dann im Spielzeugladen an Besucher verkauft. Der Apotheker lehrt in Kräuterkunde, die Ärzte unterrichten Körperpflege und Erste Hilfe. Es gibt dort Kurse für den Umgang mit Geld, einen Kurs, indem gelehrt wird, mit Problemen umzugehen und so weiter, und so weiter.

Dem Schulrat aus der Kreisstadt war diese Art des Unterrichtes unheimlich. Hatte er doch sich nach Jokanenheim begeben und eine Unterrichtsstunde besucht. Zu seinem Erstaunen stellte er fest, dass der Lehrer ein 14-jähriger Junge war und die Schüler waren erwachsene Männer und Frauen. Als er dann das Thema erfuhr „Die Pubertät aus der Sicht des Heranwachsenden” schüttelte er nur noch den Kopf und verlangte vom Bürgermeister und der Schulleiterin, dass ab sofort solch ein „Unfug” nicht mehr stattfinden dürfe.

Aber da kannte er die Jokanenheimer schlecht. Am nächsten Sprechtag erschienen alle Jokanenheimer und legten mündlich oder schriftlich Widerspruch gegen die verordnete Maßnahme ein, dass nämlich kein Schüler Erwachsene unterrichten dürfe. Als der Schulrat die hundertste Beschwerde entgegen nahm und erfuhr, dass auch noch viele andere Jokanenheimer warteten, um sich auch zu beschweren, ließ er den Bürgermeister und die Schulleiterin kommen. Als dann die Schulleiterin, übrigens die Frau des Bürgermeisters, den Vorschlag unterbreitete, die Schulbehörde möge doch das Wissen und das Können der Schüler aus Jokanenheim testen und mit dem Wissen und Können der Schüler anderer Schulen vergleichen, wurde ein Vergleichstest durchgeführt. Zum Erstaunen aller belegten die Schüler aus Jokanenheim in allen Klassenstufen und in allen Fächern die ersten Plätze. Nur im sportlichen Bereich wurden sie von zwei anderen Schulen auf den dritten Platz verdrängt. Daraufhin soll der Schulrat geschworen haben, nie wieder den Fuß auf Jokanenheimer Territorium zu setzen.

Noch eine Besonderheit zeichnet das kleine Städtchen im Idenwald aus. Junge Männer und Frauen, die einen Ehepartner wählen, der nicht in Jokanenheim wohnt, muss seine Zukünftige oder seinen Zukünftigen der Vollversammlung der Jokanenheimer präsentieren. Nur wenn die oder der Auserwählte bereit ist, die ungeschriebenen Regeln der Jokanenheimer anzuerkennen, wird einer Hochzeit zugestimmt. Und geheiratet wird nur einmal im Jahr. Dann legen alle Stadtbewohner weiße Kleidung an und nach festgelegten Riten, von denen niemand weiß, wie alt sie sind, wird durch den Bürgermeister das Ehebündnis vollzogen. Das junge Paar erhält ein Haus mit Garten als Brautgeschenk.

Und dieses „verrückte” Jokanenheim war dem Anton und seiner Familie ans „Herz gewachsen”. Jede Reise in den Idenwald war für jeden der Kleins ein Festtag. So auch heute. Kaum parkten sie das Auto vor Martins Haus, als auch schon scheinbar die halbe Einwohnerschaft herbeiströmte, um Anton, seine Frau und die Zwillinge zu begrüßen. Während Monika und die Kinder nach der ersten Begrüßung ins Haus gingen, startete Anton seinen seit Jahren obligatorischen Rundgang. Sein Weg führte ihn zuerst ins Bürgermeisteramt. Der Gang zu Nano, dem Bürgermeister, bedeutete, viel Zeit mitzubringen. An jedem Haus musste er Hände schütteln, ein kurzes Schwätzchen machen, Neuigkeiten aus der Großstadt erzählen. Von jedem wurde er nur als Anton begrüßt und der Ruf eines Vierjährigen „Unser Anton ist wieder zu Hause!” verdeutlichte das Verhältnis der Jokanenheimer zu ihrem Anton Klein.

Im Nano-Zimmer wurde er schon erwartet. Skill, der Bürgermeister, oder Nano - wie die Jokanenheimer ihren Bürgermeister nennen - begrüßte ihn mit offenen Armen. Dann kam auch sogleich Tai, seine Frau, und bat Anton zum Imbiss. Während Anton bemüht war, von allen Leckereien zu probieren, erzählte ihm Skill das Neueste aus Jokanenheim. Anton erfuhr aber nur das, was er bereits schon vorher wusste, denn in diesem Jokanenheim wissen alle alles. Das beste Beispiel dafür ist immer Antons Ankunft. Bereits eine Minute nach Halt des Autos, begann Tai mit dem Zubereiten des Essens. Skill nahm den Anruf seines Sohnes Marg entgegen, der ihn bat, Anton nicht zu lange festzuhalten, schließlich müsse er noch die neuen Zaubereiutensilien ausprobieren.

Dabei gibt es in Jokanenheim nur drei Telefone, die die Verbindung zur „Außenwelt” herstellen. Teel und Marg hatten mit Olins Unterstützung schon vor Jahren ein eigenes Kommunikationssystem entwickelt, das bestens und kostenlos funktionierte. Ja, man konnte sich sogar damit über eines der drei Telefone ins Fernsprechnetz einwählen.

Und so wie es ein eigenes Kommunikationssystem gibt, so versorgen die Gärtnereien, die Felder und Wälder die Jokanenheimer mit Nahrungsmitteln. Mehrere ausgelagerte Bauerngehöfte sind die Standorte für eine äußerst effektive Viehhaltung. Auch Schneidereien, Schusterwerkstätten, Schlachtereien, Bäckereien und viele weitere Betriebe gehören dem Gemeinwesen und bieten ihre Produkte den Bewohnern an.

So gelten die Jokanenheimer für die Menschen aus den Nachbardörfern als Selbstversorger. Nur Autos produzieren die Jokanenheimer nicht selbst. Dabei gelten sie als „Autonarren”.  Entweder fahren sie das allerneueste Modell oder sie haben ein uraltes Vehikel, dass aber so verändert wurde, dass Automarken oft nicht mehr zu erkennen sind.

Und in diesem „verrückten” Jokanenheim fühlte sich Anton Klein, Schulleiter einer Artistenschule und ein großer weltbekannter Zauberkünstler zu Hause.